Bakterien sind eklig und als Erreger von Krankheiten gefährlich. Oder? Tatsächlich leben viele Billionen nützlicher Bakterien in und auf unserem Körper, ihre Gesamtheit nennt man Mikrobiom.
Überwiegend leben diese Bakterien im Darm und spielen hier eine wichtige Rolle bei der Verdauung und der Immunabwehr. Unzählige Bakterien leben aber auch auf der Körperoberfläche und schützen uns vor schädlichen Umwelteinflüssen. Ohne sie könnten wir nicht überleben. Auf jede unserer eigenen Körperzellen kommt eine Vielzahl bakterieller Gäste. Sie tragen bis etwa zwei Kilogramm zu unserem Körpergewicht bei. Faszinierend ist, dass all diese Bakterien sogar miteinander und mit unserem Körper kommunizieren.
Bakterien und die Wirkungsweise von Antibiotika
Bestimmte Bakterien können auch Krankheiten auslösen, die dann in schweren Fällen mit Antibiotika behandelt werden müssen. Antibiotika bremsen die Vermehrung der Bakterien, indem sie zum Beispiel deren Zellwände zerstören und damit dem körpereigenen Immunsystem einen Vorsprung in der Bewältigung der Infektion verschaffen.
Das Problem: Antibiotika können nicht zwischen nützlichen und gefährlichen Bakterien unterscheiden. Dies gilt besonders für sogenannte Breitbandantibiotika, die gegen eine Vielzahl verschiedener Bakterienarten wirksam sind.
How bacteria talk
Schauen sie sich den TED-Vortrag der Molekularbiologin Bonnie Bassler aus Princeton an (deutsche Untertitel vorhanden). >zum TED-Talk
Es ist möglich, dass dieser Vortrag ihre Einstellung zu Bakterien ändert.
Die möglichen Folgen
Insbesondere die Störung des Gleichgewichts der nützlichen Bakterien im Darm (Darmflora) kann für Patientinnen und Patienten unangenehme Folgen haben. So entwickelt jeder Vierte mit Antibiotika Behandelte Durchfall. In besonders unglücklichen Fällen vermehrt sich ein normalerweise eher harmloses Darmbakterium (Clostridium difficile) massiv, verdrängt alle anderen Bakterien und produziert Giftstoffe, die zu schweren Durchfallerkrankungen bis hin zum Tod führen können. Meist aber erholt sich das Mikrobiom selbstständig, wenn die Antibiotikabehandlung endet. Das kann aber unter Umständen mehrere Monate andauern.
Bisher wurde kein verlässlicher Weg gefunden, die negativen Auswirkungen von Antibiotika auf das Mikrobiom zu verhindern oder abzufedern. So wurde etwa erfolglos versucht, mit Hilfe probiotischer Lebensmittel (z. B. Joghurt mit speziellen Milchsäurebakterien) während der Therapie die Auswirkungen auf die Darmbakterien zu begrenzen.
Allerdings gibt es einzelne Berichte, in denen die “Transplantation” von Spender-Stuhl bei Patienten, deren Darmflora vollständig zerstört war, lebensrettend war. Das zeigt eindrucksvoll, wie unersetzlich und wertvoll ein funktionierendes gesundes Mikrobiom ist.
Ganz verzichten?
Der beste Weg, die unerwünschten Auswirkungen von Antibiotika auf das Mikrobiom zu verhindern, ist es, diese nur dann einzusetzen, wenn es wirklich notwendig ist. Das heißt, der erwartete Nutzen muss den zu erwartenden Schaden deutlich übersteigen.