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Die Gründe, aus denen Erkrankte mit akutem Atemwegsinfekt ärztliche Fachkräfte aufsuchen, sind vielfältig: die einen müssen sich auf einen wichtigen Termin oder eine Prüfung vorbereiten, andere werden von besorgten Mitmenschen geschickt, wieder andere fühlen sich so schlecht, dass sie sich Sorgen machen, es könnte etwas Schlimmeres dahinter stecken.

Die wenigsten von ihnen kommen jedoch mit dem festen Wunsch in die Praxis, ein Antibiotikum verschrieben zu bekommen.

Behandeln, aber wie?

Die körpereigene Immunabwehr wird mit akuten Atemwegsinfekten zumeist ganz allein fertig. Vor allem gilt es, sich und dem Körper Ruhe zu gönnen. Ärzte können helfen, die Symptome zu lindern und durch ihre Untersuchungen mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit auszuschließen, dass sich beispielsweise hinter einem hartnäckigen Husten nicht doch eine Lungenentzündung verbirgt.

Auf den Krankheitsverlauf selbst kann man nur bedingt Einfluss nehmen. Auch Antibiotika sind in der Regel wirkungslos, denn in den allermeisten Fällen sind ursächlich Viren beteiligt.

Perspektivenwechsel

Viele Ärztinnen und Ärzte kennen die unangenehme Situation, dass sie sinnvollerweise zunächst kein Antibiotikum verschreiben. Wenn die Erkrankten dann später z. B. am Wochenende doch noch eine Notfallsprechstunde aufsuchen und dort ein Antibiotikum bekommen, heißt es beim nächsten Besuch: „Sehen Sie, ich brauchte doch ein Antibiotikum...“.

Einige ärztliche Fachkräfte verordnen deshalb manchmal Antibiotika, um gefühlt auf der „sicheren“ Seite zu stehen und möglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen.

Reden Sie mit Ihrem Arzt

Deshalb ist es wichtig, dass Sie mit Ihren ärztlichen Fachkräften über Ihre Erwartungen sprechen. Damit können Sie Druck aus dem Gespräch nehmen. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin/ Ihrem Arzt klar und deutlich, was Sie sich von dem Besuch erwarten.

So sagen Sie es Ihrer Ärztin ...

Wäre es nicht möglich, dass ich noch 24 Stunden warte, bevor ich das Antibiotikum nehme?

Lautet die Antwort auf die Frage Nein, etwa weil die Ärztin oder der Arzt z. B. eine beginnende Lungenentzündung vermutet, dann sollten Sie natürlich keine Zeit verlieren. In vielen Fällen wird Ihre Ärztin/Ihr Arzt aber damit einverstanden sein, dass Sie noch etwas abwarten und sehen, ob die Beschwerden auch ohne das Einnehmen von Antibiotika besser werden. Gönnen Sie sich stattdessen Ruhe und fragen Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt, was Sie sich Gutes tun können, um die Genesung angenehmer zu gestalten.

Interview: »Patienten und Ärzte verstehen sich schlecht«

Prof. Dr. med. Attila Altiner im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova zum Thema »Arzt-Patienten-Kommunikation«.
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Podcast »Antibiotika: Merkzettel für den nächsten Arztbesuch«

Hören Sie sich zu diesem Thema auch den Podcast von Deutschlandfunk Nova an.
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